Ich kriege ja eigentlich gerne Post. – Ich bin da auch nicht sonderlich wählerich. Ich nehm alles. Sogar Rechnungen. Es gibt eigentlich wirklich nur eine einzige Postsendung, die ich wirklich nicht mag. … Ihr kennt die bestimmt alle. Ich meine diese hübschen gelben Umschläge, bei denen der Briefträger als Zugabe immer ganz mitleidig guckt, wenn er die einem gibt.
Ich krieg die ja etwas öfter als andere. Warum auch immer. Vermutlich haben die Jungs auf der Kreisverwaltung mich einfach besonders gern. Und da ich dem netten Mann von der Führerscheistelle am Wochenende mein wohlgeführtes (da komplett leeres) Fahrtenbuch per Post zugeschickt habe, habe ich mir damit meinen nächsten gelben Brief quasi auch schon selbst bestellt.
Im Prinzip ist das ja gar nix schlimmes: Der nette Mann von Amt wird mir einen netten Brief schreiben. Ich werde einen netten Brief zurück schreiben. Der hat somit was zu tun, ich hab was zu tun, die Post hat was zu tun. Alles gut. Nur haben diese gelben Briefe von Gericht und Kreisverwaltung die zusätzliche Eigenschaft, dass der Briefträger das Datum des Einwurfs erfasst und an den Absender zurückmeldet. Genau genommenen ist das sogar noch krasser: Der Briefträger ist verpflichtet die gelben Briefe am selben Tag zuzustellen. Der wird wegen den Dingern also von Gericht/Kreisverwaltung durchaus ein zweites mal am Tag auf Austragetour geschickt. Armer Briefträger. Wenn man da mal drüber nachdenkt, dann sind das somit eigentlich echt fiese Typen da auf der Kreisverwaltung – richtige Briefträger-Tyrannen. Und wofür das alles? Für nix und wieder nix, außer das damit das Datum festgehalten wird, wann man so einen netten Brief bekommen hat. Nennt sich übriges „PostIdent“ der ganze Quatsch.
Nun bin ich aber ja nun mal die nächsten Wochen nicht zu Hause. Es ist somit absolut sinnfrei mir in den nächsten Wochen gelbe Briefe zu schicken, bei denen der Briefträger dann ein Datum festhält, wo ich gar nicht da bin. Denn wohlgemerkt nochmal: Nicht meine Entgegennahme wird als Datum festgehalten und Rückgemeldet (wie beim Einschreiben), sondern der Einwurf. Und ab dann läuft damit meine Reaktionsfrist.
Blödes Konzept, aber ist halt so. Als braver Bürger hab ich somit vor ner Woche die Post angerufen, denen erklärt dass ich in Urlaub fahre, und gesagt ich würde deshalb gerne die gelben Briefe vom Amt für die Zeit abbestellen. Antwort: Das geht nicht! Bzw. – um genau zu sein: Der nette, kaum deutsch sprechende, Herr vom Callcenter der Post hatte eine faire Alternative für mich: Man kann zwar nicht die gelben Briefe abbestellen, aber die gesamte Post. Das nennt sich dann Postlagerservice. Die sammeln das für einen und liefern das dann gebündelt ab wenn man wieder da ist. Kostet zwar was, aber ist ja fair. Dann quillt der Briefkasten wenigstens nicht über und die tollen gelben Briefe werden dann eingeworfen wenn man wieder da ist. Er gab mir den Rat das im Internet zu beauftragen. Cool. Gutes Konzept.
Als ich das dann tatsächlich so machen wollte les ich im Netz auf der entsprechenden Seite: Ausgenommen vom Postlagerservice sind (kaum zu glauben) ausgerechnet Postwurfsendungen (also die Dinger die den Kasten gewöhnlich bis zum Rand füllen) und (jetzt kommts) PostIdent-Zustellungen. => Saublödes Konzept!
Nungut. Ich geb ja gewöhnlich nicht so schnell auf. Also habe ich der Post einen netten Brief geschrieben. Sogar wirklich mit Papier und per Post (denn EMail mögen die nicht – komisch). Kurzer Brief – nur eine Frage: „Was kann ich während meiner Reise gegen PostIdent Zustellungen tun, weil diese ja vom Lagerservice ausgenommen sind?“. Der Knaller ist die Antwort, die dann (tatsächlich sogar innerhalb von drei Tagen – Respekt!) kam: Man könne mir während meiner Abwesenheit den Post-Lagerservice empfehlen. Ich könne ihn im Netz beauftragen. Ausgenommen seien lediglich PostIdent-Zustellungen und … Häää??? … Also die Post hat es tatsächlich schriftlich geschafft ihr Callcenter-Kompetenzniveau nochmal um Welten zu toppen. Ich würde ja schon fast auf ne Sap-Hana mit Texterkennung tippen die da automatisch irgendwelche Antworten auf Kundenanfragen raus haut, denn mal ehrlich: So doof kann doch wirklich kein menschliches Wesen sein …
Nungut. Also hab ich mir meinen freundlichen Briefträger geschnappt, der mich gewöhnlich täglich mit Werbung beglückt, und den einfach mal gefragt, was ich während einer Reise gegen gelbe Briefe tun kann. Klare, kompetente, kurze Antwort: „Nix!“ „Wie nix?“ „Wir sind zur Zustellung verpflichtet – wir müssen die am selben Tag einwerfen – sorry“ „Und was machst Du, wenn kein Briefkasten da ist“ „Ja dann kann ich den Brief ja nicht einschmeißen – dann geb ich den zurück“. Welch schwere Geburt.
Und was lernen wir jetzt daraus: Es gibt schlussendlich für alles eine Lösung. Nur manchmal braucht man für bescheuerte Behördenkonzepte tatsächlich noch bescheuerte Lösungen.
