Sommer!

Wenn man aus dem Flugzeug steigt und im selben Moment aus dem Stand heraus anfängt zu schwitzen, dann wird das vermutlich daran liegen, das ne lange Hose, ein Pulli und die Winterjacke bei 25°C (um 7:00 morgens) nicht unbedingt die optimale Kleidung ist. Heute gegen Mittag waren es dann sogar deutlich über 30°C. Aber vermutlich habe ich trotz meinem Geschwitze nicht wirklich euer Mitleid bei dem derzeitigen Sauwetter im Westerwald. … oder?

Aber bevor ich zu der Veranstaltung heute am Tag komme muss ich Euch doch nochmal mit auf den Flug nehmen. Ich weiß nicht, ob ich Latam als Fluglinie wirklich empfehlen soll. OK, wir sind nicht abgestürzt. Wenn das die Basis meiner Bewertung sein soll, dann OK, dann setzt euch da rein. Ansonsten: ich habe keine Sekunde geschlafen. Der Flieger war so unbequem und der Sitzabstand so eng, dass war wie in her Konservendose. Ner alten Konservendose. Eigentlich hätte ich jetzt vermutlich sogar echt abgerotzt über den Verein. Aber dann haben sie heute morgen im Landeanflug doch noch ne echte Show geboten, die für vieles entschädigt. Einen „wet TShirt Contest“ … Und das extra für mich. Das nenn ich mal Kundenservice. Im Klartext: die haben das Mädel neben mir mit Wasser begossen. Bestimmt ne ganze Wasserflasche. Oben aus den Gepäckfächern raus. Und das tolle: angeschnallt im Landeanflug konnte die da auch nicht weg. Die hat versucht sich ein wenig da raus zu winden, aber der Wasserstrahl kam so schön breit da oben raus gelaufen … Keine Chance. … Coole Show. … Nagut, dass Mädel war jetzt nicht ganz so mein Fall, aber dass kann Latam ja nicht wissen. Trotzdem: Interessante Fluglinie!

27 Leutchen hat die nette Reiseleiterin von „berge und meer“ dann am Flughafen zusammen gesammelt. Gemischtes Grüppchen. Wenige wirklich junge Leute nen ganzer Schwung in meinem Alter und dann natürlich auch nen Schwung der berühmten rüstigen Rentner. … Schaun wir mal wie das wird.

Koffer ins Hotel und sofort auf zur Stadtrundfahrt. Ihr kennt mich und wisst, dass sowas eigentlich nicht so mein Ding ist. Genau genommen war schon nach ein paar Minuten der Punkt erreicht, wo ich gedacht habe: wie komm ich hier raus. Die ganzen Denkmäler, Kathedralen, Plätze – und die Kriege und Herrscher die Peru durch hat. Wen interessiert das? Oder anders: Hat der, den das interessiert kein Internet, wo der das nachlesen kann? 

Ich hab nur ein Foto gemacht: Die haben echt tolle Staßenhunde. Da geht einem das Herz auf, wenn man die sieht. Will man mitnehmen. Darf man aber nicht. In dem Zusammenhang: die Poliei von Peru kümmert sich um die und füttert die sogar. (Hab gefragt.) Deshalb liegen die ganz oft in der nähe der Polizisten. … Wenn das nicht mal ne coole Idee für die Verwendung von Polizisten ist. Da könnte sich Deutschland mal ne Scheibe abschneiden.
Ansonsten hat es nur noch eine Info der Erzähltante bis in mein Hirn geschafft: Lima ist riesengroß. Hier leben etwa 10 Mio Menschen – also deutlich mehr als in Berlin – aber das eigentlich wichtige ist der nachgeschobe Satz: Das sind ein drittel aller Einwohner Perus. Das ist wichtig! Hoffe ich zumindest. Das heißt ja wohl, dass der Rest vom Land weitgehend leer ist. Das ist gut. Viel Natur und Unberührtheit. Hoffentlich.

Nagut, eine Sache war wirklich noch ganz nett: Ein Besuch in einem alten Benediktinerkloster. Da sind wir dann auch in die Katakomben hinabgestiegen. Der Friedhof unter der Kirche. Knochen über Knochen. Berdigt wurde 8-fach übereinander je Grab. Und dann nach ein paar Jahren wurden alle 8 da raus geholt die Knochen in riesigen Schächten gestapelt und wieder von vorne angefangen. Ist schon imposant. Und auch die alte Bibliothek. Wer hat den Film gesehen, wo Sean Connery den Benediktiner Mönsch spielt – komm grade nicht auf den Titel – so wie es da in der Bibliothek aussah, so in etwa sieht es auch in der hier in Lima aus. Viele alte, handgeschriebene, halb zerfallene Bücher in noch älteren Regalen. … Im Namen der Rose hieß der Film. Oder?

So, genug Geschichte. Vielleicht noch ein Satz zum Verkehr: Natürlich kam bei dieser Stadtrundfahrt-Aktion sofort der Gedanke: Fehler! Du hättest das mit dieser geführten Reise nicht machen dürfen. Hinfliegen, Auto mieteten und los. Das wäre vermutlich besser gewesen. … Hmm.  … Vermutlich nicht. Der Verkehr ist echt „besonders“ ich weiß nicht recht das zu beschreiben … Es ist eine Mischung aus Hupen und Hupen. Also es gibt natürlich überall Ampeln und Zebrastreien und ganz viele Polizisten die mit der Trillerpfeife den Verkehr regeln (bzw es versuchen), aber nützen tut das alles nix.Hier bestimmt die Hupe. Absolut jedes Auto ist rundrum verbeult. Vielleicht mach ich noch ein Bild von ner Kreuzung, damit ihr mal ein Ahnung davon bekommt was ich meine. … Zebrastreifen und Fußgängerampeln werden komplett ignoriert. Aber zumindest beidseitig: sowohl von den Fußgängern als auch von den Autos. Ampeln werden sowieso ignoriert. Komplett. Erdreistet sich einer bei ner roten Ampel anzuhalten geht sofort ein Hupkonzert dahinter los. Ich glaube unser Busfahrer ist konsequent immer bei rot gefahren. Und wenn die Politesse auf ihrer Pfeife trillert wird so lange im Chor gehupt bis die aufgibt…. Hochinteressantes System. Das würde mir bestimmt auch Spaß machen, aber da muss man dennoch erst mal reinkommen. Die Dreistigkeit, die man hier braucht um Auto zu fahren haben vermutlich nicht mal Franzosen oder Italiener.

Nun gut, ich war jedenfalls froh am frühen Nachmittag endlich zurück im Hotel zu sein. Es ist heiß, ich hab die Nacht nicht geschlafen und dann dieser Vieh-Umtrieb durch die Stadt. Dass schafft. … Ich finde, es gibt keine schönere Möglichkeit eine Stadt zu erkunden (wenn man dass denn will) als einfach mal durchzulaufen. Somit hab ich die Joggingschuhe angezogen und bin nochmal los. – nicht nochmal bis in die Altstadt, das ist viel zu weit, aber durch diesen Vorort am Pazifik, in dem unserer (übrigens grottig schlechte) Hotel liegt.

So sieht man wenigstens wirklich was. Menschen, Ecken abseits der Hauptstraße, das geschäftige Treiben überall und die Straßenhändler quatschen einen nicht an, weil man viel zu schnell vorbei ist. … Aber Claudia hätte mich besser trainiern müssen. Mir geht schon nach 4-5 km die Puste aus.

Ein Bier zum Tagesabschluss auf einer Terrasse hoch über dem Pazifik hab ich mir in jedem Fall verdient
Wobei, mir kommt der Gedanke, dass ich da unbedingt noch runter muss und die Füße rein halten muss. – Schwimmen gehen macht hier gleich zweifach keinen Sinn. Zum einen ist die Brandung zu stark und zum anderen ist der Pazifik hier auch im Sommer schweinekalt.15°C. Humbold-Strom.

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