Ich hatte zu Hause ja Angst, dass mir an den Tagen ohne festes Programm langweilig wird. Nein. Ich brauch heute die Auszeit. Und nicht nur ich. Wir hatten heute die Möglichkeit einen optionalen Ausflug nach Pisac mit zu machen. Da muss der größte, schönste, bunteste Bauernmarkt sein. Noch ne Inkafestung in Ollantaytambo anzuschauen und nen Bauernhof zu besuchen, wo Wolle aus Lamafell gesponnen wird. Klingt doch eigentlich alles interessant. Aber es geht nicht. Kein einziger der ganzen Truppe kann bzw. will das noch. Die Erzähltante hat uns in den letzten Tagen echt platt gemacht. Einen Zentralmarkt gibt es hier in Cusco auch und da kriegt man auch alles: Vom gegrillten Mehrschweinchen am Spieß (mit Kopf natürlich) – ja Olli, die essen die Teile hier, die Du jahrelang gefüttert hast. Über Lamafellpullis, Decken, jeder Menge Essen von dem ich froh bin, dass ich nicht weiß was es ist, wenn ich vorbei laufe. Und natürlich inzwischen auch typisch peruanischen Produkten wie Selfiesticks und Selfiesticks und Selfiesticks. Peru ist definitiv im Mainstream Tourismus angekommen. Naja, vermutlich noch nicht ganz. In der Markthalle schauen einen von klapptischen immer noch Innereien und ganze Schweineköpfe an, die Besucher sind zumindest noch zu 50% Einheimische – und mir wird von dem Gestank da drin nach 5 Minuten so schlecht, dass ich da raus muss. Das urtümliche Peru ist also wohl doch noch nicht verloren.
Es sind 10 Uhr, ich sitze auf ner Bank im Park, mit dem Tolino, den mir die Thalia-Weihnachtseier dankenswerter Weise ja gesponsert hat, und frag mich ob es richtig ist so zu gammeln, oder ob ich nicht doch noch in ein Museum muss oder zumindest noch die Stadt ablaufen (in diesem Fall: gehen! – Cusco ist definitiv zu hoch zum laufen. Macht auch keiner. Hier ist alles sehr, sehr entspannt …- bis auf den Verkehr.)
Aber es sind glaube ich auch andere „Kleinigkeiten“ die man einfach mal wirken lassen muss. … Nein, ihr versteht mich völlig falsch: Natürlich wirkt der Pisco Sour noch nach. Gestern Abend war Happy Hour im Hotel: two for one (means four for two, six for …) Geiles Zeug. Aber das mein ich nicht mit nachwirken. Ich mein andere Kleinigkeiten: Zum Beispiel die Trillerpfeifen-Politessen. Die stehen meistens sogar in Rudeln auf der Kreuzung rum (quasi pro Straße eine) und wenn ihr mich fragt, dann sind deren gepfiffene Anweisungen total widersprüchlich. Und zu der Ampel da drüber passt das auch nicht. Aber die Autos ignorieren das ja eh und regeln das untereinander mit gehupe und noch mehr gehupe.Komisches System. Vielleicht stellen die Peruaner auch einfach Frauen auf Kreuzungen die irgendwie übrig sind und weg müssen. Wobei die Poliessen teilweise echt hübsch sind. … Den Frauenüberschuss durch „überfahren lassen“ abzubauen ist meines Erachtens echt nicht die beste Lösung. Egal wie lange ich da zuschaue, das Verkehrskonzept erschließt sich mir nicht.
Ich meine auch Kleinigkeiten, wie die vielen, vielen Straßenhunde, die hier überall friedlich streunern oder an allen möglichen und unmöglichen Stellen auf der Straße in der Sonne schlafen. Megaentspannt. Ich hab schon mehr gefunden, die ich mit nach Hause nehmen würde, wie in nen Flieger passen. Das ist echt gemein, dass hier so viele tolle Hunde rumstreunern. Ich glaube ich hab inzwischen mehr Hundebilder auf der Kamara, als Machu Picchu Bilder.
So, mich fressen die Mücken. Ich mach besser doch mal noch irgendwas. Das Inka-Museum soll echt gut sein und vielleicht noch ein Gang durchs Künstlerviertel. Keine Ahnung. Morgen geht es dann eh wieder ganz, ganz früh los. Den ganzen Tag im Bus durch Peru … Morgen Abend sind wir dann am Titikakasee. Ich denke die nächsten Bilder kommen somit von da.
Noch ein kleiner Nachtrag, einfach weil’s lustig war: Ich bin eben in so ne Prozession rein geraden. Ungewollt natürlich. War aber total interessant, weil es total bunt und lebhaft war. Tänzer mit Masken, Blaskapellen, Jugendliche die ein Tischgestell voran schleppen (aber halt nicht andächtig, sondern total chaotisch) und mittendrin dann bestimmt fast 30 junge Peruaner die eine Senfte durch die Straßen schaukeln. Betonung auf schaukeln.Wenn der Typ da drauf nicht festgeschraubt aus Holz wäre, sondern aus Fleisch und Blut, hätte es den alle drei Meter abgekippt. Blumen aus den Fenstern von oben, ständig wurden Knaller abgeschlossen. Das war ne Prozession mal ganz anders. Halt nicht so förmlich mit Priester vorneweg wie man das bei uns schon mal sieht. Jetzt wo ich drüber nachdenke: Ich hab gar keinen in ner Priesterkutte gesehehn. Nur viele junge Menschen, die den Antonius da durch die Stadt geschleppt haben. Irgendwie cool. Ach und auf jeder Kreuzung wurde dann das Tischgesgtell abgestellt und die Semfte mit dem Antonius mal für 5 Minuten abgesetzt. Sehr zum Missfallen der Autofahrer, die da eigentlich durch wollten. Blasmusik von Antonius und Hupkonzert der Autofahrer. Das hatte was.



