Der Satz stammt von einem Mitreisendem. Wir sind gerade in Puno angekommen und sind sofort Teil eines riesigen Umzugs geworden. Die Stadt tobt. Hier geht mit Spielmannszügen und Tanz-Brigarden gerade die Post ab. Ich bin jetzt zurück ins Zimmer (denn auch morgen heißt es wieder um 4 Uhr aufstehen) aber versuchen zu Schlafen macht wahrscheinlich noch gar keinen Sinn.
Die Stadt feiert und die Spielmannszüge sind hier auf dem Zimmer in etwa so laut wie auf der Straße. Die Peruaner zelebrieren gerade „das Fest zu Ehren der Jungfrau Maria Candelaria“.
Das ist wie Karnevall ohne verkleiden. Bei manschen Tanzbrigarden ist es sogar eher wie Karnevall mit entkleiden. … Nett. … Mal abgesehen vom Anlass geht es den Peruanern nur ums feiern. Und das können die! Und da gerade Samstagabend ist, wahrscheinlich die ganze Nacht.
Das ist die eine Seite.
Die andere Seite haben wir heute auch gesehen. Ich fang besser vorne an:
Wir sind heute morgen mit dem Bus von Cusco aufgebrochen. Etwa. 400 km durch die Anden hier nach Puno am Titikakasee. Cusco lag ja auf etwa 3500 m höhe. Puno liegt auf 3800. Der höchste Pass auf dem Weg lag sogar bei 4335. Warum erzähle ich das. Einfach weil die Höhe echt gegenwärtig ist. Die spürst Du körperlich. Bei jedem äußert sich das etwas anders. Viele Mädels haben Kopfweh, Fast alle sind sofort außer Atem (ich auch) und einen unsrer rüstigen Rentner hat es beim Gang zum Mittagsbuffet sogar zerrissen (Kreislauf weg, vornrüber gefallen, Platzwunde, musste genäht werden).
Aber die eigentliche Geschichte heute, dass ist nicht unser verunglückte Rentner, auch nicht die gigantisch tolle Anden-Landschaft, die man durchfährt. Es sind auch nicht die 1000 und mehr Straßenhunde (weder die Lebenden, noch die Überfahrenen, deren Kadaver noch auf der Schnellstraße liegen). Es ist auch nicht die reiche und gleichzeitig total verlotterte und vermüllte Schwarzmarthandelstadt Juliaca, die vom illegalen Handeln mit Bolivien lebt und von dort insbesondere die Plagiate aller bekannten Marken über die Grenze nach Peru schmuggelt und dann weiter verkauft.
Die Geschichte von heute, dass ist die Geschichte von arm und reich. Auf der Fahrt hierher haben wir (ist ja klar bei 400 km) ein paar mal angehalten. Wir haben in einem kleinen, armen Dorf nochmals eine Kirche besichtigt. In einer anderen Siedlung nochmals eine kaputte Inkastadt und sind natürlich an hunderten von kleinen Dörfern bzw einzelnen Hütten vorbeigefahren. Welch eine Armut. Und daneben die Kirchen, erbaut auf den Tempeln der Inkas. Welch ein Reichtum. Gold wohin man nur sieht. Das Volk hier in Peru hat eigentich immer schon das gleiche Los gehabt. Erst unter den Inkas. (Der Inka ist das, was bei uns der König ist – davonn gab es insgesammt im Rahmen der Thronfolge „nur“ 14 Stück. Der Sitz des Inkas hat gewechselt. Es war zeitweise Cusco, aber auch Orte, die heute in Chile, Bolivien und sogar Argentinien liegen. Wie ein König, so hatten die Inkas ein Volk. Eben das Volk der Inkas. Aber dieses Volk ist damit ja selnst kein Inka.)
Das Volk der Inkas musste für diese arbeiten. Ein drittel allen Ertrages gehörte dem Inka, ein weiteres Drittel den Hohenpriestern im Inkreich und das letzte drittel, dass durften sie dann behalten. Dann kamen die Spanier und damit die katholische Kirche. Das Los der Bevölkerung Perus blieb dabei gleich: Wohlstand der Kirche, kampf ums überleben zu Hause. Aber dafür hat man dann halt pompöse Feste zu ehren der Jungfrau Maria und anderen … Brot und Spiele eben.

